Kartause Grünau

Kartause Grünau

 

Die Kartause Grünau ist ein verlassenes Kloster im Spessartwald das heute privat bewirtschaftet wird. Es eignet sich gut als Ziel für kleine Wanderungen mit Kindern. In der Mitte der Wanderung kann in dem gemütlichen Gasthof eingekehrt werden.

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Samstag ab 10:00 Uhr
Sonn- und Feiertage ab 10:00 Uhr
Montag und Dienstag ist Ruhetag

Kontakt:
Kartause Grünau
Kartause 1
97907 Hasloch am Main
Tel: 09394-462
E-Mail: gast(at)kartause-gruenau.de
Web: www.kartause-gruenau.de

Besonderes:
– Fischteich mit frischen Forellen
– Barrierefrei
– Spielplatz
– Hundefreundlich
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Idyllisch und etwas abgeschieden im Wald gelegen, lässt sich heute nur erahnen, wie das gesamte Areal einst zu seiner Blütezeit ausgesehen hat, als noch Kartäuser-Mönche dort lebten. Der Charakter der Anlage aber lässt sich nach wie vor erkennen aus dem System von Umgrenzungsmauer, Gebäuderesten und Gartenanlagen. Auch der einst von den Mönchen angelegte Fischweiher hat die Zeiten überdauert und wird heute noch genutzt. Denn im heutigen Gasthaus „Kartause Grünau“ bleiben die frischen Forellen ein fester Bestandteil der Speisekarte.
Kirchenweihe im Jahr 1446

Gestiftet hat das einstige Kloster die Gräfin Elisabeth von Wertheim im Jahre 1328, der Sage nach an einer Stelle, an der sie bei der Hirschjagd aus Versehen ihren Mann Gottfried von Hohenlohe mit einem von ihr abgeschossenen Pfeil tödlich verwundet hatte. Sie übertrug das Kloster den Kartäusern, von denen allerdings nie mehr als 20 Mönche und Laienbrüder dort lebten.

Sie begnügten sich über 100 Jahre mit einer provisorischen Kapelle, ehe 1446 eine kleine Kirche geweiht wurde.

Dazu kamen ein Refektorium, ein Kreuzgang und 16 Mönchszellen. Prior und Prokurator wohnten im Eingangshof, dem heutigen Gasthaus. Der Konventbau der Klosteranlage trägt an der Tür die Jahreszahl 1507. An einem nicht näher bezeichneten Platz befand sich ein Gewölbe, das mit einer Eisentür geschlossen war und die Gebeine der Stifterin enthalten haben soll.
In sich gekehrt

Die Mönche der Kartause haben nicht nur ein in sich gekehrtes, weltabgeschiedenes Klosterleben geführt, sondern waren auch an der Seelsorge einiger Nachbargemeinden beteiligt. Der Kartause gehörte als Stiftungsausstattung das Dorf Schollbrunn, in dem die Mönche die Pfarrei betreuten. Außerdem hatte sie das Patronat über die Pfarrei in Eichel und die Kapelle in Hasloch.

Schwierige Zeiten hatten die Klosterbewohner in den Zeiten von Bauernkrieg, Reformation und Dreißigjährigem Krieg zu bestehen. Während des Bauernkriegs wurde das Kloster geplündert, die Kirche zerstört – die Mönche flohen. Da sich Graf Georg von Wertheim der Reformation angeschlossen hatte, verschlimmerte sich die Lage der Mönche in den folgenden Jahrzehnten aufgrund ständiger Streitigkeiten und Besitzerwechsel zwischen dem Wertheimer Grafen und dem Bistum Würzburg. Im Dreißigjährigen Krieg schließlich mussten die Mönche noch einmal fliehen, dieses Mal vor den Truppen von Schwedens König Gustav Adolf.

Erst im Jahr 1637 durften die Mönche nach Grünau zurückkehren. Die Wiederrichtung war mit einer Verkleinerung des Klosters verbunden, die Größe des Konvents auf vier Mönche beschränkt. Ein zeitgenössisches Sprichwort spiegelt den Niedergang des Klosters im 18. Jahrhundert wieder: „In Grünau sind vier Mönch, drei befehlen und einer gehorcht.“

Im Jahre 1728 wurde die Kirche in den Konventbau verlegt, das Gebäude blieb stehen. Von dem Kirchlein existieren heute noch zwei Einzelteile, von denen eines als Schuppen genutzt wird. Von den 16 Mönchszellen wurden im 18. Jahrhundert 14 abgerissen. Neu hinzu kam allerdings im Jahr 1779 das markante Eingangsportal zur Kartause Grünau.

1803 wurde schließlich das Kloster im Rahmen des Reichsdeputationshauptschlusses aufgehoben. 1812 verließ der letzte Mönch die Anlage, deren Kirche aber bis 1866 noch in Gebrauch blieb.

Die neuen Besitzer, die Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg, verpachteten dann die Kartause zur landwirtschaftlichen Nutzung, ehe in der ehemaligen Klosteranlage eine Gaststätte eingerichtet wurde.

Vor Karl Englert und Stefanie Merker, dem neuen Pächterpaar, hatte die Gaststätte Margrit Müller betrieben (seit 1992), die allerdings krankheitsbedingt im Jahr 2011 aufgeben musste. Bis 8. Januar 2012 führte dann noch ihre Tochter Tanja den Betrieb weiter. uwb

Fränkische Nachrichten, Samstag, 31.03.2012