Napoleon

Ich war auch hier – Napoleon

Napoleon in Lengfurt

Napoleon in Lengfurt

Napoleon in Lengfurt-02

Napoleon in Lengfurt-02

Napoleon und der Wein „Via Publica“

Der kleine Korse Napoleon hat die Welt bewegt, hatte dafür aber eine schmerzhafte Krankheit. Deshalb trug er die Hand in der Knopfleiste. Hat sich Napoleon, als er im Mai 1812 auf dem Weg nach Russland das Maintal passierte, Lengfurter Wein einschenken lassen? Das ist gut möglich, wenn auch nicht historisch belegt. Im Jahr 2011 hat sich das Weinhaus Frank an den Napoleonischen Vorbeimarsch erinnert und einen Wein mit dem Namen Via Publica kreiert und damit an die die Heerstraße gedacht, auf der der Franzose in den Spessart kam. Die mit einem kräftigen Böllerschuss eröffnete Szenerie ließ Erinnerungen an historische Ereignisse sowie an eine Zeit wach werden, in der Lengfurt ein nicht unbekanntes Winzer- und Büttnerdorf mit rund 100 Hektar Rebfläche war.

ei uns ist er am 13. Mai 1812 mit seiner Armee, auf seinem Russland-Feldzug, über den Main gesetzt.

Napoleon-Fresko:

1912 jährte sich der Russland-Feldzug Napoleons zum 100. Mal. In dieser Zeit entstanden entlang der damaligen Wegstrecke zahlreiche Erinnerungstafeln. So auch in Lengfurt im Jahr 1914: Nach den Plänen des Münchner Kunstmalers Jughard wurde ein Napoleon-Fresko am Haus mit der früheren Nummer 75 angebracht. Es zeigt Napoleon auf einem weißen Ross bei der Überquerung des Mains. Dieses Fresko beeindruckte den damaligen Besitzer des Gasthauses „Zum Weißen Ross“, Josef Redelberger, offenbar sehr. Er ließ noch im gleichen Jahr eine geschickt platzierte Werbung für seine 1737 erbaute Gaststätte malen. Sie zeigt ein weißes Ross mit Text darunter: „Hier im Ross übernachtete Napoleon auf dem Marsche nach Russland am 13. Mai 1812“.


Historisches:

Am 24. Juni 1812 überschritt Napoleon die Memel. Sein Plan für den Feldzug in Russland, dort als Vaterländischer Krieg bezeichnet, war es, wie in den bisherigen Blitzfeldzügen eine schnelle spektakuläre Entscheidungsschlacht herbeizuführen, die den Krieg bald beenden und Friedensverhandlungen einleiten sollte. Doch die russischen Truppen unter der Führung von Barclay de Tolly wichen in die Weiten des Landes zurück. Die bisherige Methode, die Armee aus den Erzeugnissen des Landes zu versorgen, funktionierte nicht, da die Russen eine Politik der verbrannten Erde betrieben. Daneben führten mangelhafte Logistik und ungünstige Witterungsverhältnisse dazu, dass sich die Truppenstärke schon ohne Feindberührung beträchtlich verringerte. Bereits am 17. August 1812, als die Truppe Smolensk erreichte, war sie nur noch 160.000 Mann stark. Vor Moskau stellten sich die Russen unter Kutusow zur Schlacht. Die Schlacht von Borodino konnte Napoleon zwar gewinnen, aber sie wurde zur verlustreichsten Auseinandersetzung der napoleonischen Kriege überhaupt. Etwa 45.000 Tote oder Verwundete auf russischer Seite und 28.000 auf französischer Seite waren zu beklagen.

Napoleon-Fresko am Marktplatz

Napoleon-Fresko am Marktplatz

Napoleon-Fresko-Lengfurt


Main-Post 12.05.2012

Als Napoleon in Lengfurt weilte und weitereilte

Historie: Am 13. Mai 1812 überquerte der französische Kaiser den Main in der Spessartgemeinde – Lengfurter sehen dem Jubiläum gelassen entgegen

Eigentlich müsste bei einem solch geschichtsträchtigen Jubiläum bis in die Morgenstunden des nächsten Tages gefeiert werden, es wäre jedes Haus zu beflaggen, die Polit-Prominenz würde zumindest einen Botschafter oder Staatssekretär schicken und es gäbe auch einen spektakulären musikalischen Beitrag:

Übernachtete Napoleon nun im Weißen Ross, wie es die Inschrift einer Tafel an der Gaststätte sagt? Oder war dies nur eine Erfindung des damaligen Besitzers? Bei Napoleons straffem Reiseplan kommen zumindest starke Zweifel auf.

Vor 200 Jahren, genau genommen am 13. Mai 1812, überschritt der französische Kaiser Napoleon mit der Grande Armée in Lengfurt den Main und übernachtete, so sagt es eine Schrift-Tafel am »Weißen Roß« am Marktplatz in besagtem Haus mitten im Lengfurter Altort.

Halbgott und Ungeheuer

Vielleicht ist es aufgrund der historische Figur des großen Korsen, der mal als Halbgott, mal als Ungeheuer bezeichnet wird, der mit dem »Code Civil« ein wichtiges Gesetzwerk schuf und für den Grundgedanken eines geeinten Europas steht, das er allerdings mit viel Blut zu schaffen versuchte, weshalb die Lengfurter im Fall Napoleon mit dem Mut zu aufwendigen Feierlichkeiten eher ihre Probleme haben.
Und es liegt an den allseits verbreiteten Zweifeln, die durch das aufmerksame Lesen der historischen Quellen und Belege eher verstärkt denn ausgeräumt werden können. Die »lange Furt bei Trieffenstein« hat der französische Kaiser wohl mit seinen Soldaten am 13.Mai 1812 auch tatsächlich überschritten, und womöglich dem späteren »Weißen Ross« auch einen Blick, wenn nicht einen kurzen Aufenthalt gegönnt.
Wenn die Datumsangaben in den entsprechenden Schriften denn auch stimmen, dürfte es aber schwierig für ihn gewesen sein, in Lengfurt genächtigt zu haben.

Keine Zeit zum Schlafen

Napoleon hatte keine Zeit zum Schlafen, aus dem Stadtarchiv Aschaffenburg ist folgender Reiseverlauf sichergestellt: 13. Mai 1812 3 Uhr morgens bis 5 Uhr nachmittags, von Mainz über Frankfurt – Pferdewechsel – um halb 6 Uhr morgens – und Aschaffenburg – Ankunft um 9 Uhr, Weiterreise um 11 Uhr – nach Würzburg, also 150 Kilometer und somit Reisegeschwindigkeit von gut 10,3 km/Stunde.
Die »Übernachtung« in Lengfurt war eine Werbemaßnahme des damaligen Wirtes vom »Weißen Ross«.
Als gesichert kann gelten, dass trotz baulicher Maßnahmen, die im April 1812 auf dem vorgesehenen Reiseweg Napoleons auf dem Weg von Hanau nach Aschaffenburg noch im Gang waren, das Kaiserpaar auf der »Chaußée von Aschaffenburg nach Trieffenstein«, die auch noch Mängel aufwies bis in den Anfang Mai unterwegs sein würde.

Nur kurz in Aschaffenburg

Offenbar hatte man sich etwas zu lange in Mainz aufgehalten und verweilte daher nur kurz in Aschaffenburg. So heißt es im Bericht des österreichischen Gesandten am Hof des Großherzogs von Hessen, Aloys Freiherr von Hügel an Außenminister Clemens Graf von Metternich-Winneburg: »Die Ankunft des Französischen Kayßers mit Jhrer Majestät der Kayßerin ist erst am 13ten Morgens vor 6. Uhr in Ffurt erfolget. Er wechselte vor dem allerheiligen Thore die P(f)erde – kam um 9. Uhr in Aschaffenburg an – Frühstückte mit der Kayßerin in Beyseyn des Herrn GroßHerzogs«, ließ sich während desselben verschiedenen Personen vorstellen – »und sind um 12 Uhr Mittags nach Wirzburg abgereißet.«
In einem diesbezüglichen Brief der Kaiserin an ihren Sohn hieß es dann, weil man die schnelle Abreise wohl bedauerte: »Bey der Rückreise wolle man hier ausruhen, ob es dann geschieht, wird die Zeit lehren.« (Stadtarchiv Aschaffenburg).

Sicher ist, dass man danach in Lengfurt mit großem Gefolge den Main überquerte. Die Tafel des Kulturwanderwegs, die rechtsmainisch an der Furt aufgestellt sein wird, spricht von 35 000 Mann der »Großen Armee«, die den Main überquert haben, manche Quellen halten eher eine vierstellige Anzahl von Soldaten für wahrscheinlicher, eine Inschrift auf der Wand des »Weißen Ross« und einer anderen an einem benachbarten Haus am Lengfurter Marktplatz erwähnt diese »Große Armee« ebenfalls.

Prächtiges Gefolge

Bei der Weiterreise des Kaiserpaars durch das nördliche Franken ist nämlich fast durchweg nur von einem »prächtigen Gefolge« die Rede. In den »Stadthistorischen Streiflichtern« heißt es außerdem zu »Napoleon in Würzburg«, dass er nach 1806 zu seinem zweiten offiziellen, mehrfach verschobenen, Besuch am 13./14. Mai 1812 in Würzburg war.
Sinngemäß heißt es dort: Vom Bürgermeister wurde das Kaiserpaar in festlich geschmückter Stadt empfangen, die Schuljugend stand Spalier, der Klerus hatte sich am Dom, die Gymnasiasten und Studenten hatten sich am Residenzplatz aufgestellt, wo Napoleon mit dem König von Württemberg und dem Großherzog von Baden zusammentraf. Weitere Stationen: 14. Mai Bamberg, 15. Mai Bayreuth, 16. Mai Dresden.

Grande Armée vernichtet

Dass die »Grande Armée« später auf knapp eine halbe Million Soldaten anschwoll, als sie sich über Polen dann gegen Russland bewegte, dann durch den Wintereinbruch, schlechte Versorgung, katastrophale logistische Fehlplanungen, Befall der Soldaten durch Läuse, Schützengrabenfieber und Fleckfieber und natürlich militärische Auseinandersetzungen vernichtet wurde und nur knapp 20 000 (inklusive Napoleon) zurückkamen, bescherte wenigstens den Würzburgern einen dritten Napoleon-Besuch, am 2. August 1813, wo er am Guttenberger Hof zu Mittag speiste.
Und deshalb begehen die Lengfurter den 200. Jahrestag der Main-Überquerung Napoleons allenfalls und vielleicht durch Genuss eines nach der alten Straße benannten Weines: Vivat, »Via Publica« dies war die erste Erwähnung der zu Napoleons Zeiten alten Post und Handelsstraße.

Raymond Roth