Weg 2 Tafel 6 Auf Kalkstein – der Kallmuth
Standort: Am Aussichtspunkt auf dem Kallmuth
Übersichtskarte: Kulturwanderwege Markt Triefenstein
Name
Monte qui dicitur Calemunt – „Berg, der Calemunt genannt wird“. So heißt es über den Kallmuth in den Gründungsnotizen zum Kloster Triefenstein, das 1102 vom ehemaligen Dechant des Würzburger Neumünster-Stiftes Gerung errichtet wurde. Calemunt leitet sich von calvus mons = kahler Berg ab. Aus dem „mons“ wird in der Abschleifung und Überlieferung mit der Zeit „muth“.
Geologie
In geologischer Hinsicht ist der Kallmuth ein äußerst interessanter Berg. Im so genannten unterfränkischen Schichtstufenland ist hier die Grenze zwischen Buntsandstein und Muschelkalk. Den Sockel des Kallmuth bildet der Plattensandstein. Darauf folgen mit rund 40 Metern die dunkelroten Tone des Röts (Rötqaurzite). Darüber erhebt sich wiederum die steil ansteigende Kalkmauer des unteren Muschelkalks (Wellenkalk) mit einer Mächtigkeit von 70 bis 80 Metern. Am höchsten Punkt liegt der Kallmuth 278 Meter über dem Meeresspiegel.
Seit 1981 steht der Homburger Kallmuth unter Denkmalschutz.
Auf dem Grund der Muschelkalkablagerung liegt eine für Homburg äußerst bedeutsame Quelle: Aus der Bugquelle entspringt der Bischbach, von den Einheimischen auch „die Boach“ genannt. Seit 1928 wird die Quelle, die eine Schüttung von durchschnittlich 45 l/sec hat, zur örtlichen Trinkwasserversorgung genutzt. Davor diente der Bischbach allerdings ausschließlich zur Abwasserbeseitigung und vor allem als Antrieb der zahlreichen Mühlen in Homburg.
Flora und Fauna
Der windgeschützte Hang mit seiner Hohlspiegelform, am Licht und Temperatur reflektierenden Main gelegen, zeichnet sich durch ein nahezu südländisches Kleinklima aus, das seltenen Vogelarten, Insekten und Pflanzen eine Heimat gibt. Hier wachsen über 100 zum Teil mediterrane und geschützte Pflanzen. Neben der Asphodill, einer mediterranen Graslilie, sind hier verschiedene Orchideenarten wie die Coronilla, (Bergkronwicke), Bocksriemenzunge, weiser Diptam, Salbei, wilder Thymian, Frauenschuh, verschiedene Sorten von Ragwurz, Helm-Knabenkraut, großes Windröschen, Seidelbast, Enzian, Kratzdistel, Zypressenwolfsmilch und einjährigen Ackerwachtelweizen beheimatet. Dieser Bewuchs zieht äußerst seltene Schmetterlinge an, wie Randfleck-Widderchen, Schwalbenschwanz und den Segelfalter, silbergrüner und himmelblauer Bläuling, die „Spanische Flagge“, der Akazienzipfelfalter. Auf den Terrassenmauern sonnt sich die grüne Smaragdeidechse. Zudem brütet und lebt die Zippammer auf dem Kallmuth.
Weinbau in Homburg und am Kallmuth
Der Weinbau hier dürfte mindestens so alt wie der Ort selbst sein, also mehr als 1000 Jahre. Erstmals erwähnt wird der Weinbau hier mit der Gründung des Klosters Triefenstein im Jahr 1102. Während der Blütezeit des fränkischen Weinbaus bis zum Ende des 19. Jahrhunderts standen auf der Gemarkung Homburg gut 105 Hektar Rebflächen im Ertrag. Dann begann der Niedergang des fränkischen Weinbaus. Im Jahre 1963 gab es in Homburg gerade einmal noch 17 Hektar Rebflächen, davon nur noch acht im Ertrag. Ursachen hierfür waren der wirtschaftliche Strukturwandel, die Industrialisierung und die Einschleppung der Reblaus aus Amerika.
1934 schlossen sich die Homburger Winzer genossenschaftlich zusammen und bauten eine
eigene örtliche Genossenschaft auf. Die Kelterstation war bis 1977 in der von Bischof Julius Echter erbauten Zehntscheune. Rund 60 Genossenschaftsmitglieder, die seit 1959 zur Gebietswinzergenossenschaft Franken (GWF) gehören, kelterten dort die Trauben. 1977 wurde die neue Kelterstation gebaut. Heute, 2012, hat der Weinort in etwa 55 Hektar Rebflächen. Als Erinnerung an die gelungene Aufbauarbeit und zum Schutz der Weinberge setzten die Winzer 1966 ein Denkmal: die Schutzmantelmadonna.
Das Kloster Triefenstein teilte sich früher mit dem Hochstift Würzburg den heute so genannten fürstlichen Kallmuth. Nach der Säkularisation fiel der Triefensteinische Anteil zunächst an die protestantische Linie des Fürstenhauses Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (Sitz in Kreuzwertheim). Der bayerische Staat verkaufte seinen Anteil 1872 für 22 000 Goldmark an die katholische Linie des Fürstenhauses Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (Sitz in Kleinheubach). Seit 1957 ist die Terrassenanlage in deren alleinigen Besitz. Insgesamt umfasste die Lage nie mehr als 16 Hektar.
Auf den bis zu 60 Grad steilen Terrassen, die von etwa zwölf Kilometern Weinbergmauern durchzogen sind, werden auf rund zwölf Hektar Fläche in mühseliger Handarbeit die Rebsorten Rieslaner, Riesling und Silvaner angebaut. Bis zu 270 Sandsteinstufen führen vom Maintal bis zum Ende der Rebzeilen.