Wein-Wanderwege

Die Wein-Wanderwege durch den Markt Triefenstein verbinden Natur und die Kultur des Weines miteinander. Schöne Ausblicke über Landschaft und Mainschleife entschädigen für die anstrengende Wanderung.


 

Homburger Weinwanderweg

Kalmuth

Kallmuth

Wandern, wo der Wein wächst – auf Pfaden, die in keinem Reiseführer zu finden und touristisch noch nicht „ausgetreten“ sind. Dieses ganzjährige Angebot macht der Winzer- und Weinbauverein Homburg am Main den Natur- und Wanderfreunden mit seinem 1992 eröffneten ersten Weinwanderweg im Landkreis Main-Spessart.
Wer auf dieser mit dem „Winzermännle“ gut ausgeschilderten acht Kilometer langen Panoramaroute wandert, darf sich auf einen hohen Erlebniswert freuen. Die Strecke kann gemütlich in zwei bis drei Stunden bewältigt werden. Wer die zahllosen Augenweiden links und rechts des Weges in aller Ruhe genießen will, sollte allerdings nicht auf die Uhr schauen. Denn: Die Fauna und Flora bietet am Rand der beiden Weinbergslagen Kallmuth und Edelfrau so gut wie alles was das Herz des Naturfreundes begehrt.

Ausgangspunkt der Route ist der zentral gelegene Julius-Echter-Platz in der Dorfmitte, wo eine übersichtliche Tafel historische Fragen über den Weinort Homburg beantwortet und Auskunft über den Streckenverlauf gibt. Nachdem auch viele schöne Dinge im Leben ihren Preis haben, muss der Wanderer schon ein paar Schweißtropfen in Kauf nehmen, bevor er auf den Kallmuth gelangt. Über die von St. Nepomuk bewachte Schlossgraben-Brücke gelangt man in der Würzburger Straße langsam „bergwärts“ bis zur Erlenbacher Straße, die schließlich in die Muschelkalk-Region abzweigt, wo der Silvaner als die Ur-Rebsorte Frankens zu Hause ist und gute Wachstumsbedingungen vorfindet. Es sind saftige, fruchtige und frische Weine, die hier wachsen und schon manchen Schoppenfreund und Anhänger des „flüssigen Homburger Goldes“ in Schwärmen geraten ließ. Wer einen Blick zurück ins Dorf wirft, dem fällt der imposante Fachwerk-Bau der Papiermühle als viel besuchtes Industriemuseum ins Auge.

An einem Weinbergspfirsich-Bäumchen vorbei, das 2000 als Baum des Jahres vom Weinbauverein gepflanzt wurde, gelangt der Naturfreund an einen Aussichtspunkt, an dem Viktor von Scheffel sein berühmtes Franken-Lied geschrieben haben könnte – so malerisch ist das Winzerdorf in die reizvolle Mainlandschaft eingebettet. Hier öffnet sich auch der Blick auf die vier Ortsteile des Marktes Triefenstein, zu dem neben Homburg noch das rechtsmainische Trennfeld, der etwas flussaufwärts liegende Verwaltungssitz Lengfurt und das kleine Dörfchen Rettersheim am Rande der Spessart-Ausläufer gehören. Die weiteren Schritte des Weinwanderers führen durch denn südöstlichen Teil des Naturschutzgebietes Kallmuth, dessen denkmalgeschützter Terrassenweinberg ein paar Steinwürfe weiter abwärts mit einer einzigartigen Fauna und Flora beginnt. In dieser Region fühlen sich aufgrund der kleinklimatischen Wachstumsbedingungen nicht nur geschützte Pflanzen wie die Küchenschelle und der zur Orchidee-Familie gehörende Diptam, sondern auch die seltene Asphodil wohl, aus der einst Kleopatras Liebestrank entstanden sein soll.
Dort, wo die letzten „Höhenmeter“ beginnen und ein paar Wanderminuten später aufhören, stehen gemütliche Ruhebänke. Wer Zeit zu einer Rucksack-Brotzeit hat, sollte hier verschnaufen, sich stärken und seinen Blick in die Ferne bis ins „Himmelreich“, wie die Mainschleife bei Urphar genannt wird, schweifen lassen, diese Oase der Stille genießen und einfach genussvoll die Seele baumeln lassen.

Über schattige Waldwege erreicht man die Flurlage „Gutenberg“, die an die Zeit erinnert, als in Homburg zur Blüte des Weinbaues noch über hundert Hektar Ertragsfläche registriert waren. Nicht mehr weit ist es von hier aus zu einem kleinen Pavillon, das die Homburger ob seiner nahe Lage zur Flurabteilung Lerchenberg auch Lerchennest nennen und vom örtlichen Weinbauverein gerne als Brotzeitstation eingerichtet wird, wenn alljährlich am letzten Sonntag im Juni der in Franken bekannte Weinwandertag auf dem Programm steht. Wer auf der reizvollen Panorama-Route im Sommerhalbjahr unterwegs ist, begegnet vermutlich auch dem einen oder anderen Winzer, der allemal Zeit für ein freundliches Schwätzchen über sein schönes Weinbau- Ein letztes Mal öffnet sich der Vorhang der Natur zum beschaulich- reizvollen Talblick hinunter in das Winzerdorf, wenn die Zecherruh, ein beliebter Rastplatz mit einer kleinen Schutzhütte, erreicht ist. Kurz zuvor hat der Wanderer die letzte von einem halben Dutzend Infotafeln passiert, auf denen der Weinbauverein alles Wissenswerte über den Weinbau in Vergangenheit und Gegenwart aufgeschrieben hat und in kurzen Zügen auf das Jahr des Winzers im Weinberg eingeht.

Hinter dem Wanderer und Naturfreund liegen Weingärten, in denen Silvaner, Müller-Thurgau, Riesling, Bacchus und aromamatische Rotweinsorten wie zum Beispiel Spätburgunder und Domina als flüssige Bocksbeutel-Spezialitäten und mundige Schoppenweine wachsen. Zwischen Frühling und Herbst, wenn der Wein blüht und die Trauben zu reifen beginnen, begegnet man zwar auf Schritt und Tritt der immer wieder reizvollen Fauna des Homburger Umlandes – wer allerdings während der „stillen Monate“ zwischen November und März die Wanderstiefel schnürt und „auf den Spuren der Winzer“ wandelt, kann nicht weniger eindrucksvolle Bilder aus dieser so heimeligen mainfränkischen Weinlandschaft mit nach Hause nehmen. Zu allen Jahreszeiten sollte sich jedoch der Wanderfreund Zeit zuur Einkehr in einer der gemütlichen Homburger Weinstuben und Gastwirtschaften nehmen und sich Schluck für Schluck an das von ihm durchwanderte reizvollen Fleckchens Erde zwischen Kallmuth und Edelfrau erinnern.

Text: Günter Reinwarth


Mehr über den Homburger Weinwanderweg

https://www.main-spessart.de/themen/tourismus-kultur/wandern/neuer-ordner/463.Homburger-Weinwanderweg.html

Die Strecke im Bayern-Atlas:


Wein- und Naturlehrpfad in Erlenbach b. Marktheidenfeld


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