Weg 2 Tafel 2 Kunstvoller Stein – Lengfurter Marktplatz

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Weg 2 Tafel 2 Kunstvoller Stein – Lengfurter Marktplatz


Übersichtskarte: Kulturwanderwege Markt Triefenstein


Marktplatz:

Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn verlieh im Jahr 1659 Lengfurt das Recht, zwei Märkte im Jahr abzuhalten: Jeweils an den Sonntagen nach Jakobus (25.Juli) und nach Burkhardus (14. Oktober).


 

Haus der Franziska-Klett-Stiftung:

Die ehemalige Ankerwirtin Franziska Klett, im Jahr 1800 in Lengfurt geboren, starb 1866 an der Cholera. Sie stiftete den Großteil ihres Vermögens (Haus, Garten und 10 000 Gulden) zur Gründung einer Klosterschule, bestehend aus Kinderbewahranstalt, Arbeits- und Mädchenschule. Bedingung war, dass das Haus einem Orden zu übergeben war. Durch diese Klett’sche Schulstiftung kamen 1875 die Klosterfrauen von Maria Stern in Augsburg nach Lengfurt. Sie waren im Kindergarten, in der Volks- und Handarbeitsschule sowie Krankenpflege tätig und nutzten bis 1977 dieses Haus als Schwesternwohnheim. Die nationalsozialistischen Machthaber versuchten zwar, die Schwesternstation hier aufzulösen, doch stellte sich die Lengfurter Einwohnerschaft geschlossen und erfolgreich gegen dieses Vorhaben. Seit 1978 ist in das Haus der Franziska-Klett-Stiftung das Markt Triefensteiner Rathaus II, das Archiv und die Gemeindebibliothek ausgelagert.


 

Johann Joseph Edler von Neuff:

Am 4. Juli 1676 erblickte die bis heute bedeutendste Lengfurter Persönlichkeit in der früheren Hausnummer 145 das Licht der Welt: Johann Joseph Neuff. Er war das sechste von zehn Kindern der Eheleute Johann und Barbara Neuff. 16jährig begann er in Würzburg sein Philosophie-Studium, ab 1698 stand er im Dienst des Wiener Hofes, 1713 wurde er in den erblichen Adelsstand erhoben. Seine wichtigste Aufgabe war es, verschlüsselte Geheimkorrespondenz zu entziffern. Das einzige Kind aus seiner Ehe mit Johanna Franziska Peißer von und zu Wertenau verstarb 1715. Am 12. März 1734 schloss Johann Joseph Edler von Neuff in Wien seine Augen für immer. Seine Heimatgemeinde Lengfurt bedachte er mit bedeutenden Stiftungen.

 

Dreifaltigkeitssäule ehemals

Dreifaltigkeitssäule ehemals

Dreifaltigkeitssäule heute

Dreifaltigkeitssäule heute


Neuff’sche Stiftungen:

Die Dreifaltigkeitssäule, deren Grundstein 1728 gelegt wurde, ragt aus den Stiftungen hervor. Sie ist der Wiener Pestsäule nachempfunden und einzigartig in Franken. Johann Joseph Edler von Neuff beauftragte die Würzburger Jakob von Auwera (Bildhauer) sowie Johann Georg Ickelsheimer (Maurermeister) mit der Planung und Ausführung. Die Podestfiguren sind zum einen die Namenspatrone des Stifters, Johannes der Täufer und Josef, sowie die beiden Pestheiligen Sebastian und Rochus. Die Spitze bildet die Dreieinigkeit im Strahlenkranz. Zur Unterhaltung der Säule hinterließ Neuff 60 rheinische Gulden.
Zu den weiteren Stiftungen dieses berühmten Lengfurters gehören ein Kreuzpartikel, das Kreuzerhöhungsfest, die Dreifaltigkeitsandacht, das Standbild des Hl. Nepomuk am Beginn der Kaisergasse sowie eine Mariensäule am Eckständer seines Elternhauses. Darüber hinaus bestimmte er 3 000 Gulden zur Gründung eines Pfründnerspitals in Lengfurt für bedürftige ältere Bürger.


 


Napoleon-Fresko:

1912 jährte sich der Russland-Feldzug Napoleons zum 100. Mal. In dieser Zeit entstanden entlang der damaligen Wegstrecke zahlreiche Erinnerungstafeln. So auch in Lengfurt im Jahr 1914: Nach den Plänen des Münchner Kunstmalers Jughard wurde ein Napoleon-Fresko am Haus mit der früheren Nummer 75 angebracht. Es zeigt Napoleon auf einem weißen Ross bei der Überquerung des Mains. Dieses Fresko beeindruckte den damaligen Besitzer des Gasthauses „Zum Weißen Ross“, Josef Redelberger, offenbar sehr. Er ließ noch im gleichen Jahr eine geschickt platzierte Werbung für seine 1737 erbaute Gaststätte malen. Sie zeigt ein weißes Ross mit Text darunter: „Hier im Ross übernachtete Napoleon auf dem Marsche nach Russland am 13. Mai 1812“.

Napoleon-Fresko

Napoleon-Fresko


 

Rentamt und Rathaus:
Nach einem heftigen Felssturz am Homburger Schloss im Jahr 1831 wurde das königliche Rentamt (Finanzamt) noch im gleichen Jahr vorläufig, 1850 dann endgültig nach Lengfurt verlegt. Erst 1955 zog das Finanzamt nach Marktheidenfeld um.
Das heutige Rathaus des Marktes Triefenstein wurde 1729 erbaut. An seiner Außenmauer befindet sich ein Gedenkstein mit Adler und drei Rosen – ein Hinweis auf die Grafen von Wertheim als ehemalige Dorfherren.

Uffenhofen-Niederhofen

Uffenhofen-Niederhofen

Rathaus Lengfurt

Rathaus Lengfurt


Der Graf von Wertheim und die „Frummen von Lengfurt“

Die frühere Dorfhälfte Uffhofen gehörte seit 1357 den Grafen von Wertheim. Zur Festigung ihrer Dorfherrschaft ließen sie eine Mauer um das Dorf errichten. Am damaligen Marktheidenfelder Tor befand sich ein Gedenkstein mit ihrem Wappen, den drei Rosen.

Die Grafen von Wertheim traten um 1525 zum lutherischen Glauben über. Der mündlichen Überlieferung nach flüchtete Graf Michael von Wertheim im Bauernkrieg vor seinen übermächtigen Feinden. Er entrann ihnen mit knapper Not und übersprang dabei in Lengfurt die von seinen Vorfahren errichtete Dorfmauer. Seine treuen Untertanen in Uffhofen versteckten ihn in einem Schweinestall. Dankerfüllt habe der Graf das betreffende Haus gefreit und seinem Retter wie der ganzen Gemeinde das Recht verliehen, ein eigenes Siegel zu führen und sich künftig in ihrem Wappen die „Frummen von Lengfurt” (1525) nennen zu dürfen, d.h. rechtschaffen, ehrbar, angesehen.

In einem Gedicht von Andreas Fries heißt es hierzu:
„Auch jetzt noch preiset freudig ihn,
das Volk, von Dank durchdrungen,
zeigt noch den Denkstein, wo er kühn
die Mauer übersprungen!”


 

 

triefenstein-wappen

Wappen Triefenstein

Bis zur Gründung des Marktes Triefenstein 1978 trug das Lengfurter Wappen die drei weißen Rosen der Grafen von Wertheim.